Über Monate hinweg sind wir nun schon ob der Pandemie angehalten, Abstand zu halten und das, obwohl wir Menschen von Grund auf soziale Wesen sind, die einander brauchen und aufeinander verwiesen und häufig genug sogar angewiesen sind. Die sonst so gewohnte Nähe und der Verlust durch die Distanz wird nirgendwo deutlicher als dort, wo die Gemeinschaft die Triebfeder für gelingendes Leben ist, wie das im Quartier in Herzogenrath-Straß auch über die dortige Pfarre St. Josef seit langem schon praktiziert wird. Obwohl es weiterhin ausschließlich Präsenzgottesdienste als gemeindliche Versammlungen gibt, leiden die Menschen jedoch daran, nicht mehr in den vielen anderen Kontexten zusammen kommen zu können. Vieles wird über Zeichen und Symbole abzufangen versucht, die für diejenigen in die Briefkästen gebracht werden, die nicht mehr mobil sind oder zu viel Angst haben, sich im eben begrenzten Maße auf Abstand unter die Leute zu mischen und auch, dass man von Woche zu Woche wie schon in der letzten Adventzeit praktiziert auch an allen Sonntagen der Fastenzeit Schmuckblätter in der täglich durchgängig bis 16 Uhr geöffneten Josefskirche abholen kann, hat ein wenig geholfen, den Kontakt nicht abreißen zu lassen. Doch wie lässt sich, so fragte sich das Pastoralteam, auch ein wenig Interaktion sonst aufrecht erhalten. Bei diesen Überlegungen war bald schon die Idee vom von vielen gestalteten Ostertuch geboren. Menschen aus Straß und solche, die hier mal gewohnt haben und immer noch rege Verbindung halten sollten quer durch alle Altersgruppen eingeladen werden, ein Stoffstück unter dem Motto "Was mein herz berührt" zu gestalten. Ein solches Kunstwerk unterschiedlichster Prägung sollte ein Stück Gemeinde und Gemeinschaft wenigstens gestalterisch abbilden. Und wahrhaftig wurden es nun 140 und jeweils 38 cm große individuelle Stoffkunstwerke, die in der Nähwerkstatt des Gebrauchtwaren-kaufhauses PATCHWORK in Herzogenrath-Merkstein zu einem 3,30 mtr. breiten und 5,50 mtr. langen Gesamtkunstwerk zusammen-komponiert und genäht wurden. Und so wird das riesige Gemeinschaftsbild vom Gewölbe der Kirche herunter hängend den Altarraum der Josefskirche besonders zu Ostern noch einmal mehr zieren und von der auf heute übertragenen Trotzreaktion gerade auch zu den zermürbenden Corona-Zeiten erzählen, dass das Leben stärker ist als der Tod ist und die durch das Herz ins Bild gesetzte Liebe die Kraft ist, die auch die dunkelste aller Zeiten überwinden hilft. So wird mit dem Bild auch auf ungeahnte Weise einer Art der Aktualisierung der Quelle der Osterfestes im jüdischen Pessach insofern Rechnung getragen, als die einzelnen bunten Bilder mit ihrer Ausdruckskraft Licht in das Dunkel zu bringen vermögen. Mitgestaltet haben die Osterkomposition überwiegend erwachsene Einzelpersonen, aber auch schon die Kleinsten von der Kita bis hin zur OGS in Trägerschaft der Pfarre St. Josef. Das Tuch wird alsdann während der gesamten Osterzeit dort hängen und erst wieder an dessen Ende zu Pfingsten wieder abgenommen werden. Sich beim Gestalten vom Motiv "Was mein Herz berührt" vom eigenen Herzen inspirieren zu lassen, entspringt der biblischen Idee der Emmaus-Geschichte mit dem Moment der Erkenntnis und des Erkennens "Brannte nicht unser Herz" und ist so auch Rückgriff und Verknüpfung mit dem Motto des Pastoralkonzepts der Straßer Josefsgemeinde "Mit Herz, Kopf und Hand für die Leben in Fülle".